SCHLUTUP: Chronik von 1800 bis 1900 (anderen Zeitraum unten wählen!)
1800
Die Amtsordnung von Schlutup - alle Fischer hatten daran gearbeitet - erhält die
obrigkeitliche Billigung. Die patriarchalischen Befugnisse des Ältesten werden liberalisiert.
Die 1751er Amtsordnung erhält hier 38 Zusatzparagraphen. Die moderne Ära der Fischerei
und ihrer Organisation bricht an.
1814
Die Wette erteilt die Haus- und Fischereibriefe in den "Wette-Nachweisungen über Zu- und
Umschriften in Schlutup" (1818).
1818
Im April erhält Heinrich Gottfried Weber die Konzession als Land-Malermeister.
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Am 6.6. räumt die Stadtbuchordnung Schlutup eine Sonderstellung ein. Alle Häuser und
Fischereien, die sich noch nicht am Obern Stadtbuch befanden, werden in einem
Hypothekenbuch a. d. Wette verwaltet.
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10 Fischereien liegen still. Das .Ostergeld für die Ältesten wird für diese stillgelegten
Fischereien aus der Lade genommen.
1819
Es gibt in Schlutup 20 verlehnte Fischräucherer.
1823
Landreform in Schlutup.
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Auflösung der "gemeinen Freiheit".
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Das Maitagsgeld, eine Einnahme des früheren Marschalls zu Lübeck, wird vorläufig der
Schlutuper Kirche zugewiesen.
1824
Die Schlutuper Gemeindefreiheit wird verteilt. Das der Kirche zugeteilte Land wird dem
Pastorat als Entschädigung für hergegebene Ländereien (Kirchhofsanlage) zugeschrieben.
1825
Die bis dato dem Marschall zustehenden Erträge aus 2 Fischzügen am 2. Ostertag in
Travemünde sowie von 5 Zügen auf der Trave mit 2 großen Waden werden der Schlutuper
Kirche zugewiesen.
1826
Am 7.2. wird ein Vergleich geschlossen, er regelt die Fischereiverhältnisse der
mecklenburgischen Seite der Travebucht innerhalb der Linie Harkenbek - Haffkruger Feld
zwischen Schlutuper-, Stadt- und Gothmunder Fischern einerseits und Travemünder
Genossenschaft anderseits
1829
Im Februar erneuert die Stadt ein Privileg, wonach dem Pächter der Papiermühle das
Lumpensammeln im gesamten Stadtgebiet zugestanden wird.
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Am 13.10. erhält der Schlachter Johann G. Becke die Konzession, sich als Schlachter in
Schlutup nieder zu lassen, da seit mehreren Jahren kein Schlachter im Ort ansässig war.
1830
In Schlutup zählt man 87 Häuser und 616 Bewohner. Die Familien leben überwiegend vom
Fischfang (Fischer, Fischergeselle, Netzhändler, Netzstrickerin)
1833
Am 29.3. genehmigt das Landgericht der Gemeinde die Einrichtung einer Armenpflege
unter Leitung des Pastors und verabschiedet eine Armenordnung.
1835
Am 5.9. wird das Schlutuper Hypothekenbuch begründe, laut Antrag der Schlutuper
Fischerältesten, H. G. Westphal und H. H. Willwater. Umschriften erfolgen fortan unter
Aufsicht der Ältesten ohne Nächstzeugnisse.
1836
Am 16.2. tritt eine Ordnung der Fischerei in Kraft, die Reihenfolge des Fischens fest legt:
Drei Tage vor Weihnachten bis l. 5. von Sonnenaufgang Montag bis Sonnenuntergang
Sonnabend Fischerei mit je 6 großen Waden für Travemünde und Schlutup.
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Im Juli erhält Schlutup die Konzession zur Anlage der ersten Bäckerei. Bäcker wird Johann
Carl Marx.
1841
Am 18.5. erhält Schlutup eine vierte Schusterstelle, da die drei vorhandenen Schuster
„unfähig, unehrlich, langsam und auch dem Trinken zugeneigt“ seien.
1842
Im Juni wird die Erlaubnis zur Anlage einer Schmiede erteilt. Erster Schmied wird J.H.F.
Heick. (1851 verkauft er die Schmiede an E.J.C. König für 8800 Mark)
1843
Im November sind im Ort drei konzessionierte Schneider tätig.
1844
Beim Aufeisen für schwedische Schiffe ertrinken 4 Schlutuper und 2 schwedische Männer.
1846
Der Lübecker Senat schenkt der Kirche 4 verzierte Kirchenfenster.
1849
Schlutuper Arbeitsleute erhalten erstmals die Befugnis, Kähne zu halten und Schiffe von
und nach Travemünde zu bugsieren (dieses Recht hatten bisher nur die Fischer).
1850
Am 16.1. wird die erste Konzession für einen Glaser erteilt. J.H.C. Pfensig wird als Land-
Glasermeister auch in Israelsdorf und Gothmund tätig.
1851
Am 20.3. bekommt ein Schlutuper Netzhändler die Konzession, in seinem Haus eine kleine
Heringsräucherei zu betreiben (jährliche Abgabe: 6 Mark an die Stadt).
1854
Am 25.7. erhält J.H. Schröder die Konzession, sich als Böttcher im Ort nieder zu lassen.
1865
Der Senat lehnt Travemünder Anträge ab, die darauf abzielen, dass die Travemünder wie
die Schlutuper in bestimmten Revieren mit kleinen Waden fischen können.
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Am 7.7. werden 5 Fischerhäuser und einige Arbeiterwohnstätten ein Raub der Flammen.
Den Betroffenen wird durch eine öffentliche Sammlung geholfen.
1869
Als erster größerer Fischverarbeitungsbetrieb wird die Firma Jürgen Peter Bade gegründet.
Nach eigenen Angaben zählt der Betrieb kurz vor dem ersten Weltkrieg:
30 Räucheröfen, 40 Bratöfen und ca. 100 Mitarbeiter.
1870
Die Fischkonservenfabrik und Seefischräucherei Hans Peter Niemann wird gegründet. 1911
verarbeitet die Firma bis zu 700 Zentner Heringe täglich mit ca. 160 Mitarbeitern.
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Am 13.6. wird erstmalig ein allgemeiner Jahrmarkt abgehalten (bis 1906).
1872
Die Zahl der in der Fischerei Beschäftigten wird vom Stadt- und Landamt ermittelt:
42 Fischer und ebenso viele Gehilfen
42 kleine und 12 große Kähne
Gefischt wird auf Hering, Breitling, Butt, Dorsch, Aal, Barsch, Lachs.
1873
Im November richten 14 Hausbesitzer der Straße „Hintern Höfen“ eine Wasserpumpe ein.
1874
Im September wird der Schlutuper Gesangverein gegründet.
1877
Familie Böge gründet auf dem Wassermühlengelände die „Schlutuper Dampfsägerei
(später Kistenfabrik). Die Firma bleibt bis zum Erlöschen im Oktober 1959 mit dem Namen
Böge verknüpft.
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Am 16.6. erhält die Poststation einen Telegraphenanschluß.
1878
Die Schlutuper Fischindustie blüht auf:
Gründung der Räucherei und Braterei J.Niset (bis 1970)
Gründung Fischverarbeitungsbetrieb Heinrich Bade & Co
Gründung der Firma Fritz Steffen (als Markenzeichen einen Anker)
1879
Am 6.11. wird der Gemeinde der Bau eines Armen-Wohnhauses genehmigt.
1880
Im Ort gibt es 16 Räuchereien; sie verbrauchen jährlich (Mark):
Salz (8.000), Holz (20.000), Kisten (30.000), Papier (10.000)
Das Buchenholz zum Räuchern kommt vorwiegend aus dem Lauenburgischen.
1881
Am 9.1. wird die „Schweinegilde zu Schlutup“ als Versicherungsverein für nicht Gewerbliche
gegründet (existierte bis 20.1.1967).
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Am 1.10. wird die Freiwillige Feuerwehr gegründet.
1882
Die Grundhäuern in Schlutup wurden mit 33 1/3-fachem Betrag abgelöst.
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Das Post- und Telegraphenamt bearbeitet jährlich:
über 52.000 Eingänge und fast 97.000 Ausgänge.
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Die Räuchereien versenden ihre Waren weitgehend mit der Post.
1884
Am 17.4. erhält der Räucherer Franz H. Westphal die Konzession zum Betrieb eines
Gasthauses nebst Tanzsalons (1890 ist eine Kegelbahn verzeichnet, und 1894 als Gasthaus
„Zur Post benannt). Das Hauptgebäude beherbergt seit den 1870er Jahren die Post- und
Telegraphenstation (die Postsendungen wurden bisher vom jeweiligen Betreiber der
Papiermühle angenommen).
1886
Küster- und Schulhaus geht in Eigentum des Staates über. Der Lehrer darf weiter das
Organisten- und Küsteramt (für 75 Mark jährlich) ausüben.
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Die Lübecker Wasserbehörde errichtet eine Dampfer-Anlegebrücke (vorrangig zum
Löschen der Fischdampfer).
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Die Firma Groth & H.P. Westphal Fischräucherei, Heringsbraterei und Marinieranstalt
nimmt ihren Betrieb auf.
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1899 / 1900 trennen sich die Firmen:
Joachim Groth, Schutzmarke „Sturmvogel“, muss 1951 Konkurs anmelden.
H.P. Westphal & Sohn, Schutzmarke „Weltkrone“, stellt 1953 den Betrieb ein.
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Am 29.7. gründet Wilhelm Bade ein Fischräucherei (1919 übernimmt Albert Holst das
Unternehmen, nach Betriebserweiterung als „Tiptop Fischwerke Albert Holst GmbH &
Co.KG“ bekannt).
1890
Am 21.6. erklärt der 4. Zivilsenat des Reichsgerichtes im Grenzstreit Mecklenburgs und
Lübecks ein Urteil , dass die Hoheitsrechte über den Dassower See, die Pötenitzer Wiek, die
Schlutuper Travebucht bis zur Mündung einschließlich des Überschwemmungsgebietes der
Stadt Lübeck zustehen.
1891
Am 13.9. wird der „Kriegerverein Schlutup und Umgebung“ als Verein anerkannt.
1892
Die Gebrüder Robra betreiben eine kleine Ziegelei.
1894
Auf Bitten der Fabrikbesitzer beginnt die Pflasterung der Straße „Hintern Höfen“ und im
September Ausbau einiger Ortsstraßen.
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Am 27.9. gesellt sich zu den Betrieben und Zubringerbetrieben für die Fischindustrie die
"Chemische Fabrik Schlutup", gegr. von Dr. M. Stern, die Fischmehl und Tran herstellte
(Konkurs erfolgte 16.10.1931).
1895
Die Dampferanlegebrücke (von 1889) wird durch eine größere T-förmige Holzkonstruktion
ersetzt (anlegende Schiffe ragen in das Fahrwasser hinein).
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Die Gemeinde errichtet 400 m traveaufwärts von der Dampferanlegebrücke die erste
Badestelle (Herbststürme und winterliches Eis setzen der Holzkonstruktion regelmäßig zu,
so dass 1907, 1914 und 1925 Verlegungen der Badestelle nötig werden).
1896
In Schlutup beginnt das Telefonzeitalter; den ersten Fernsprechanschluß erhält die Firma
Fritz Steffen
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Am 11.5. erfolgte nach dem reichsgerichtlichen Entscheid über die lübsche Hoheit (1890)
die Regelung der gewerblichen Fischereiverhältnisse. 4 Fischergenossenschaften wurden
gebildet:
1. Stadtfischer (6), Gothmunder (18), Schlutuper (42)
2. Wakenitzfischer, bisher zu Stadtfischern gehörend (10)
3. Innung der Travemünder Fischer (41)
4. Dassower und Volkstorfer Fischer (18)
Die gewerbliche Ausübung des staatlichen Fischereiregals geschah fortan durch diese 4
Genossenschaften. Die Gewässer wurden in Bezirke eingeteilt. Bewirtschaftungsordnungen
wurden erlassen. Die Schlutuper Erblichkeit der Fischereigerechtigkeit wurde durch Zahlung
von 60 Mark abgelöst
1897
Am 3.7. findet die erste Sitzung des Vorstandes der Fischereigenossenschaft der
Gothmunder und Schlutuper Fischer statt.
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Im September wird dem Stadt- und Landamt gemeldet, der Fährbetrieb zwischen Schlutup
und Herrenwyk sei „eingegangen“. Es gibt jedoch einen Vertrag zur Führung eines
Fährgeschäfts mit einem Ruderboot (1905 steigt das Interesse an einer Fährvervindung
nach Inbetriebnahme des Hochofenwerkes, eine Fähre wird vom Wasser- und Hafenbauamt
betrieben bis 1959, die Stadtwerke übernehmen bis zur endgültigen Einstellung die Regie).
1899
Im Wesloer Moor wird eine Leiche gefunden. Zwischen der Stadt und der Gemeinde
entbrennt ein Streit über die Zahlung der Beerdigungskosten von 12,15 Mark.
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Es erfolgt die Neuordnung der kirchl. Abgaben und Gebühren im Schlutuper Kirchspiel. Der
1823 an die Schlutuper Kirche gegebene Marschallzug wurde mit 110 Mark jährlich, 20
Jahre lang, aus Staatsmitteln abgegolten, weil nach der Neuordnung der
Fischereiverhältnisse diese Züge nicht mehr durchführbar waren.
In der neugeschaffenen kirchl. Gebührenordnung zahlten:
1. Räucherer, Fabrikanten, Kaufleute, Händler und Fuhrleute: von 3 bis 30 Mark
2. Beamte, Wirte, Rentner, Landbesitzer: von 2 bis 20 Mark
3. Fischer: 4 Mark
4. Arbeiter, Fischereigehilfen, Handwerksgesellen: 2 Mark
5. Dienstbotengelder
Es wurden aufgehoben das Fischwadengeld, Vitelgeld, Opfergeld, Beichtgeld,
Eierlieferungen, Hausgeld.
Die bisher zuständigen 4 freien Fischereigräber wurden gebührenpflichtig in Erbbegräbnisse
umgewandelt.
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Am 19.8. wird der Schlutuper Fischerverein gegründet.
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Am 29.11. trifft die obrigkeitliche Billigung des Schlutuper Eisenbahnbau-Projektes ein.